Samstag, 20. April 2013

Kalt wie Hundeschnauze

Obwohl es viele nicht wahrhaben wollten, wussten wir es doch alle: Eine Schwalbe macht noch keinen Sommer. Das letzte Wochenende war zwar herrlich sonnig, trotzdem konnte man dem Braten nicht trauen. Petrus verhält sich momentan kalt wie Hundeschnauze und der April macht seinem Klischee alle Ehre. Bestimmt, der eine oder andere Boarder freut sich über den Schnee wie ein Schnitzel. Den meisten Leuten reisst jedoch die Hutschnur. 

 
Bild: bazusa (Creative Commons)

Ja, ich weiss: Das Thema Wetter lockt keinen Hund mehr hinter der Heizung hervor. Deshalb geht es in diesem Post auch nicht ums Wetter, sondern um Redensarten und deren Bedeutung. 

Auffällig ist, in wie vielen Redensarten des Menschen bester Freund vorkommt. Ob der Hund in der Pfanne verrückt wird, man auf den Hund gekommen ist, jemand wie ein Schlosshund heult, man bei dem Wetter kein Hund vor die Tür jagt oder jemand spitz wie Nachbars Lumpi ist. Die Liste ist endlos, es ist zum junge Hunde kriegen. Mein absoluter Favorit in dieser Kategorie:  Mit den großen Hunden pissen wollen, aber das Bein nicht heben können. Welch wunderschöne Umschreibung für jemanden, der krampfhaft versucht, zu höheren Schichten dazuzugehören. 
Wer tatsächlich zu höheren Schichten gehört, möchte meist ungern im gleichen Atemzug mit Hinz und Kunz genannt werden. Doch wer sind Hinz und Kunz? Im Hochmittelalter waren Hinz und Kunz die Kurzformen für Heinrich und Konrad. Dies waren sehr beliebte Namen. Aufgrund ihrer inflationären Verwendung entstand später die Redewendung Hinz und Kunz, was bis heute so viel bedeutet wie jedermann, jede beliebige Person, alle möglichen Leute. Ungeklärt bleibt die Frage, ob die Redewendung in 500 Jahren in „Daniel und Sarah“ abgeändert wird.
Doch ich komme vom Hundertsten ins Tausendste. Zurück zu den Redensarten. 
Ein X und ein U sehen ganz unterschiedlich aus. Wie kann man also jemandem ein X für ein U vormachen? Vorweg: In der Lateinischen Schrift wird kein Unterschied gemacht zwischen dem V und dem U. Bei uns wurden lange Zeit römische Zahlzeichen verwendet. Das X stand für zehn, das V für fünf. Aus einer fünf konnte man also, durch die Verlängerung ihrer Linien, ganz einfach eine zehn machen. Und somit einen Betrag, beispielsweise auf einem Schuldschein, verdoppeln. Diesen Umstand nutzten Geschäftsleute und Gläubiger. Auch Wirtsleuten, die die Schulden ihrer Gäste auf einer Wandtafel festhielten, wurde oft unterstellt, auf diese Art Geld zu ergaunern. Heute bedeutet die Redewendung ganz einfach, dass man jemanden belügt, täuscht oder betrügt.
Zum Glück gibt es aber nicht nur Leute, die andere anschmieren wollen, sondern auch solche, die mal was springen lassen. Die meisten Leute kennen die Bedeutung dieser Redewendung. Doch woher kommt sie? Wenn man heute etwas spendiert oder bezahlt, also springen lässt, tut man dies meist, ohne grosses Aufsehen zu erregen. Bezahlte man jedoch in früheren Zeiten, war es normal, die Geldstücke kräftig auf den Tisch zu werfen. Sinn davon war entweder, die Echtheit der Münzen zu beweisen oder ganz einfach zu zeigen, dass man das Geld hat. 

Zu guter Letzt: Wer Ross und Reiter nennt, macht genaue Angaben. Ich verkneife mir an dieser Stelle einen Lasagne-Witz. 

Mehr Redensarten?
www.duden.de
www.redensarten-index.de
www.redensarten.net
www.sprichwoerter-redewendungen.de

Samstag, 6. April 2013

Muckefuck, schlampampen und puffen

Wörter sind toll. Ich bin bekennende Sprach-Nerdin. Doch Sprache wandelt sich schnell, einige Wörter sind schon (fast) in Vergessenheit geraten. Was schade ist, weil viele von ihnen doch soooooo schön sind…


Unter Groschen-Romanen verstand man früher jene Bücher, die heute oft am Kiosk gekauft werden: Billig-Literatur.
Erkiesen war nicht das, was manche heute noch nach dem Genuss grösserer Mengen Alkohol tun. Es bedeutete erwählen oder küren.
Ein HB-Männchen war nicht etwa ein Bahnhofsmitarbeiter, sondern ein cholerischer Mensch. Das HB-Männchen, auch Bruno genannt, war ursprünglich Hauptfigur zahlreicher Werbespots zur Bekanntmachung von Zigaretten der Marke HB. In jedem Werbespot regte sich Bruno fürchterlich über etwas auf. Daraufhin ertönte aus dem Off eine Stimme: „Halt! Mein Freund, wer wird denn gleich in die Luft gehen? Greife lieber zur HB. Dann geht alles wie von selbst!“ Ja, das ist schon eine Weile her. Nein, heute dürften sie das nicht mehr.

Doch kommen wir nun zu den richtig interessanten Ausdrücken.
Mit Muckefuck meinte man weder, es mit Musik im Hintergrund zu treiben, noch Fummeln im Freien, wo man von Mücken verstochen wurde. Muckefuck war ganz einfach Ersatzkaffee, der nicht aus der Kaffeepflanze, sondern aus Gerste, Malz, Feigen oder anderen Pflanzen gewonnen wurde. 
Sind Schlampampen äusserst freizügig lebende Damen? Nein, weit gefehlt. Schlampampen ist ein Verb. Seine Bedeutung: schlürfen, schlemmen, prassen, schwelgen. Ich gebe es zu, das klingt jetzt immernoch etwas nach Freizügigkeit. Tatsächlich meint der Ausdruck aber ganz unschuldig das Geniessen von gutem Wein oder Essen.
Auch puffen könnte der Durchschnittsmensch von heute falsch verstehen. Mit puffen meinte man nicht etwa den allwöchentlichen Gang ins Bordell („Alter, du bist so angespannt. Solltest mal wieder puffen gehn…“) Nein. Puffen hiess einerseits, sich (freundschaftlich) mit jemandem zu schlagen oder jemanden zu schubsen. Es wurde auch verwendet für das Geräusch, das entsteht, wenn jemand oder etwas durch plötzliches Entweichen von Luft einen dumpfen Ton von sich gibt (zum Beispiel das „pffffff“ einer Eisenbahn). Schliesslich, und das ist in unserer Zeit die wahrscheinlich häufigste Verwendung, wird auch Getreide gepufft. Insbesondere Mais. Er wird so zu Popcorn. 

Ei der Daus, mein Rechtschreibeprogramm kennt all diese Wort-Antiquitäten!


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